Wann immer ein Unternehmen sich erstmals mit dem Thema Social Media befasst, steht stets die Frage im Raum, welche Plattformen es nutzen sollte. Und das ist auch gut so. Nicht gut ist allerdings, dass häufig mehr das Bauchgefühl entscheidet als strategische Überlegungen.
Auf welche Social-Media-Plattform soll ein Unternehmen nun setzen? Die Antwort auf diese Frage ist nicht ganz einfach, denn: Es kommt darauf an.
Viele Unternehmer und Marketingverantwortliche hören von Kollegen der Branche, dass man auf Facebook sein muss. Und das stimmt. Facebook ist das weltgrößte Social Network. Allein in Deutschland sind monatlich 32 Millionen Menschen aktiv (Stand: 2019) – das ist die Hälfte aller Deutschen ab 14 Jahren, die überhaupt das Internet nutzen.
Sie können sich also ziemlich sicher sein, dass ein Teil Ihrer Zielgruppe auf Facebook sein wird und dort von Ihnen erreicht werden kann – ganz egal, wer konkret in Ihrer Zielgruppe ist. Die schiere Masse der Nutzer alleine sorgt schon für eine sehr hohe Trefferwahrscheinlichkeit. Aber was ist mit den anderen Plattformen? Es gibt buchstäblich Dutzende! Um Ihnen den ersten Panikschub zu erleichtern: Sie müssen nicht auf allen aktiv sein. Das wäre unzumutbar und auch gar nicht realistisch abzuwickeln. Je nach zur Verfügung stehenden Personalressourcen und Budget suchen Sie sich strategisch drei bis fünf davon aus.
Welche Social-Media-Plattformen sind für Ihr Unternehmen sinnvoll?
Es kommt – wie immer – darauf an:
- auf die Zielgruppe oder – besser noch – die Persona
- auf die Ziele, die Ihr Unternehmen im Social Web verfolgt
- auf Ihre Branche
- auf die zur Verfügung stehenden Personalressourcen
- auf das zur Verfügung stehende Know-how
- auf das zur Verfügung stehende Budget
Bringen Sie das alles unter einen Hut, können Sie die richtigen Plattformen schnell identifizieren.
Zielgruppe
Grundsätzlich lässt sich in zwei Zielgruppen unterscheiden: in B2B (Business to Business, also Unternehmen) und B2C (Business to Customer/Consumer, also Privatpersonen). Nun müssen Sie herausfinden, in welchem sozialen Netzwerk sich Ihre Zielgruppe vornehmlich aufhält. Dies müssen Sie entweder über Marktforschung ermitteln oder – ganz einfach – indem Sie Ihre bestehenden Kunden fragen. Erheblich präziser als eine Zielgruppe funktioniert in sozialen Medien das Modell der Persona, gelegentlich auch Avatar genannt.
Ziele im Social Web
Unternehmen im Social Web können verschiedene Ziele verfolgen. Ein großer und häufig genannter Punkt ist zum Beispiel die Präsenz. Dahinter steckt der Wunsch, die Wahrnehmung des Unternehmens beim Kunden zu steigern oder allgemein Aufmerksamkeit zu generieren. Es geht aber auch darum, das Unternehmen, seine Produkte oder Dienstleistungen bekannt zu machen. Diese Ziele sind werblichen Charakters und lassen sich gut durch Anzeigenschaltungen auf den jeweiligen Plattformen erreichen.
Ebenfalls häufig genannte Ziele im Social Web beziehen sich auf das Image des Unternehmens. Das Unternehmen soll einen positiven Eindruck beim Kunden hinterlassen. Hierfür sind Service-Kanäle sehr gut geeignet. Eine schöne Übersicht über gelungene Service-Accounts großer Unternehmen gibt es bei onlinemarketing.de.
Schließlich ist ein weiteres Ziel häufig anzutreffen: der Wunsch, eine Conversion zu erzielen. Eine Conversion kann ein Verkauf sein, aber auch eine Newsletter-Anmeldung, eine Weiterempfehlung oder ähnliches.
Etwas seltener, aber auch gelegentlich gefragt sind Themen wie Mitarbeitergewinnung (Recruiting) oder auch Intelligence, also das Erlangen von Informationen über Social-Media-Nutzer, Mitbewerber oder ähnliches.
Branche
Je nach Branche eignen sich bestimmte Netzwerke gut für Sie, andere wiederum eher weniger. Sie finden zum Beispiel verhältnismäßig wenige lokale Handwerker auf XING, dafür sind Coaches und Unternehmensberater dort stark vertreten. Suchen Sie internationale Klientel mit Schlips und Kragen, sind Sie statt bei XING eher bei LinkedIn gut aufgehoben. Und wenn Sie Goldschmied sind oder Modedesigner sollten Sie sich die visuellen Netzwerke Instagram und Pinterest genauer ansehen. Facebook, YouTube und oft auch Twitter sind hingegen universell einsetzbar. Und ein Blog gehört sowieso auf jede Unternehmensseite.
Personal
Als Faustregel können Sie annehmen: Pro bespieltem Social-Media-Kanal benötigt ein qualifizierter Mitarbeiter täglich etwa eine Stunde, wenn Sie Social Media einigermaßen ernsthaft betreiben wollen. Rechnen Sie ein Corporate Blog hinzu, so benötigt ein versierter Schreiber für einen interessanten Blog-Artikel noch einmal zwischen zwei und vier Stunden, je nachdem, wie viel Rechercheaufwand dabei ist. Bei Videoportalen wie YouTube kommt es darauf an, ob Sie die Filme selbst drehen oder das einem externen Dienstleister geben – die Produktion von Filmen dauert ewig.
Dazu kommen Fort- und Weiterbildungszeiten. (Anhaltspunkt: Ich persönlich plane täglich eine halbe Stunde »Lernen« fest in meinen Kalender. Und häufig komme ich damit nicht aus, weil Facebook wieder irgendwas geändert hat und ich herausfinden muss, warum etwas nicht mehr funktioniert.) Wenn Sie also ein Blog betreiben und auf Facebook und Twitter sind, benötigen Sie bereits eine Halbtagsstelle.
Budget
Zu den Kosten, die Social Media verursacht, habe ich bereits zuvor einen Beitrag verfasst, der nichts an seiner Aktualität eingebüßt hat und auf den ich hier verweise. Im Endeffekt sind soziale Medien zwar ein Kostenfaktor, aber wie jeder Marketing-Kanal auch ein Umsatzbringer – zumindest dann, wenn ihr Einsatz strategisch und langfristig geplant wird und mit der nötigen Sorgfalt und Ruhe angegangen wird.
Fazit: Welche Social-Media-Plattformen braucht Ihr Unternehmen?
Strategische Planung ist alles. Sondieren Sie genau und mit Augenmaß die Zielgruppe und Ihre Ziele im Social Web, prüfen Sie, welche Besonderheiten Ihre Branche aufweist, welche Personalressourcen und welches Budget Ihnen zur Verfügung steht. Mit all diesem Wissen können Sie dann sinnvoll ermitteln, welche Social-Media-Plattformen für Ihr spezielles Unternehmen sinnvoll sind. Und wenn Sie sich unsicher sind, können Sie uns gern hinzuziehen. Rufen Sie an oder schreiben Sie uns eine Mail.
Dieser Artikel erschien erstmals im Januar 2016 und wurde seither 1 x aktualisiert.
Foto: © Klaus Eppele – Fotolia.com
Eine tolle Zusammenfassung. Mir fehlt bei der Auswahl der geeigneten Social-Media-Plattform noch der Fokus auf die Inhaltsauswahl. So fallen Social-Media-Plattformen mit Bezug zu Videos wie Vine und YouTube bei der Auswahl raus, wenn das Unternehmen überhaupt keine Videos anbieten will.
Beste Grüße
Ralph
Danke für das Kompliment, Ralph! 🙂
Es stimmt – wenn ein Unternehmen keine Videos braucht, fällt YouTube etc. weg. Wenn es keine Bilder veröffentlichen will, fallen Instagram und Pinterest weg. Wenn es *nur* Videos und Bilder veröffentlichen will, muss man sich fragen, ob Twitter richtig ist. Im Wesentlichen habe ich diesen Aspekt unter dem Punkt »Branche« erwähnt, auch wenn ich nicht explizit auf Videos eingegangen bin.
Diese Fragen lassen sich allerdings nur höchst individuell in einem Beratungsgespräch klären – ich lege mit den meisten meiner Kunden die Plattformen erst nach einem Workshop fest, in dem erarbeitet wird, welche Art von Content das jeweilige Unternehmen bereitstellen wird.
Hi Gero,
Du hast vollkommen Recht.
Beste Grüße
Ralph
Danke für die schöne Zusammenfassung! Habe Dich geteilt!
Herzlichen Dank, Frank! 🙂