Was sind Ego-Posts?
Hier sehen Sie ein Paradebeispiel:
Seit mehr als einer Dekade bin ich ein Social-Media-Experte. Seither präge ich die Branche mit meiner Vision und Gestaltungsmut. Im vergangenen Jahr habe ich meine Website modernisiert. Gleichzeitig habe ich sie als prägende Kraft der Branche gestärkt und bewiesen, dass ich auch deutschlandweit ein stabiler und verlässlicher Partner bin. Es gilt: Viel erreicht und noch viel vor!
Widerlich, oder? Diese Anbiederei! Diese Selbstgefälligkeit! Diese Überhöhung! Dieses Herauskehren eines angeblichen Expertenstatus! Kurz gesagt:
🤮🤮🤮
Wenn Sie mich jemals dabei ertappen sollten, wie ich einen Social-Media-Post dieser Art auf einem meiner Kanäle veröffentliche, dann wird es dringend Zeit, dass Sie mich bei Rot über die Ampel schicken. Niemand will so eine bräsige Selbstbeweihräucherung lesen. Kein einziger Ihrer Mitarbeiter, kein einziger Ihrer Bestandskunden – und schon gar kein einziger potenzieller Kunde. Und doch gibt es immer wieder Unternehmen und Organisationen, die genau so ein Zeugs auf ihren Social-Media-Kanälen posten.
Nehmen wir doch einmal dieses Beispiel hier aus dem Januar 2020:

Oh. Wieso kommt mir der Text bloß so bekannt vor? 🤔
Falls Sie Wählerin oder Wähler dieser konservativen Partei sein und sich jetzt angegriffen fühlen sollten: Keine Sorge – nicht nur die CSU-Posts strotzen vor widerwärtiger Selbstverliebtheit. Das kann jede beliebige andere Partei genauso gut, und zwar auf allen politischen Ebenen. Vom ganz kleinen Ortsverband bis hoch zur Bundestagsfraktion.
Aber nicht nur Parteien sind davon betroffen – die meisten Unternehmen stehen dem in nichts nach. Vermutlich auch Ihr eigenes Unternehmen. (Auch ich habe schon so etwas mit Sicherheit bereits verzapft. Und falls Sie einen meiner eigenen Ego-Posts finden sollten, bitte ich um einen Hinweis, damit ich ihn mit prächtiger Schamesröte löschen kann.)
Ego-Posts sagen nur eins: »Ich bin ganz toll!« Doch das permanente Beschwören der eigenen Großartigkeit geht komplett am Sinn und Zweck von Social Media vorbei. Denn Ego-Posts haben nur einen einzigen wirklichen Empfänger: Sie selbst. Ego-Posts sind eine reine Selbstbeweihräucherung. Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Schönste im ganzen Land?
Der Ego-Post: Vermeiden Sie Selbstbeweihräucherung!
Wie oben schon gesagt: Diese Art Beiträge nennt man Ego-Posts. Wenn ich einen solchen Ego-Post veröffentliche, beschäftigt er sich lediglich mit mir selbst. Bei größeren Unternehmen wird das Ganze dann in den Plural gesetzt, dann geht es halt um uns. Wir sind toll, ich bin großartig, unsere Produkte sind super, meine Leistungen sind die besten, die es überhaupt für Geld zu kaufen gibt.
Nur: Wen Ihrer Follower interessiert diese Art der Selbstbeweihräucherung? Wer will das hören, lesen oder sehen? Ganz recht: niemand.
Ein Social-Media-Post – oder genauer: die gesamte Social-Media-Arbeit eines Unternehmens – sollte sich ja wohl mit denjenigen beschäftigen, um die es auf Social Media in Wahrheit geht: nämlich mit jenen, also mit den Followern eines Unternehmens, und selbstverständlich mit der Beziehung zwischen dem Unternehmen und seinen Followern.
Es ist überhaupt nichts dagegen einzuwenden, ab und zu auch mal einen wohlfeil formulierten Beitrag auf Ihrer bevorzugten Plattform – sei es LinkedIn, Facebook, Twitter oder was auch immer – zu veröffentlichen. Doch wenn Sie andauernd nur von sich, von Ihrem tollen Unternehmen oder Ihren großartigen Produkten und Leistungen schwärmen, dann ist das ausgesprochen unangenehm für alle anderen – Fremdscham ist vorprogrammiert. Und wer sich für Sie schämt, der wendet sich von Ihnen ab. Wollen Sie das?
Wenn Sie darauf achten, dass Ihre Beiträge möglichst wenig Begriffe wie wir und ich, dafür aber viel mehr ihr und du enthalten, sind Sie in jedem Fall auf dem richtigen Weg. Außerdem ist es sehr hilfreich, wenn Sie sich an Faustregeln wie etwa die 5-3-2-Regel orientieren: Dann haben Ihre Ego-Posts schon automatisch keine Chance mehr.
Hallo,
ich finde solche Postins sind zu Haufe auf LinkedIn zu sehen. Vielleicht liegt es an meiner Branche (SEO & Marketing). Aber gefühlt schreibt da jeder wie toll er doch ist und was er vollbracht hat. Das Eigenlob kennt fast keine Grenzen. Und dabei gibt es auch viele Tipps & Tricks die mich einfach nur an den Kopf fassen lassen.
Zum Beispiel hat vor ein paar Tagen Jemand ganz stolz geteilt, dass er jetzt 10.000+ Kontakte hat. Was zur Hölle soll ich mit 10.000 Kontakten? Davon lese ich doch nur 0,01%. Mal ganz davon ab, dass in allen Netzwerken auch bei den Kontakten mehr Wert auf Qualität gelegt werden sollte. Wenn ich einen Follower mit mehr als 1.000 gefolgten Accounts auf Instagram sehe, lösche ich den sofort. Der kriegt niemals auch einen einzigen Post von mir mit.
Irgendwie komische Zeiten!
P.S: Das Bild für den Beitrag ist echt eklig.
Viele Grüße
Ronny
Jep, so ist es. Und das Bild ist absichtlich eklig 😉