Haben Sie die Entwicklung von Facebook in den letzten Jahren mitverfolgt? Dann werden Sie bestimmt bemerkt haben, dass immer mehr Unternehmen dort vertreten sind. Aber noch immer sagen viele »Facebook ist nicht seriös! Wenn wir da eine Seite haben, was sollen denn dann unsere Kunden denken?« Diese Denkweise treffe ich selbst heute noch im Gespräch mit Unternehmern an. Im dritten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts.
Warum es egal ist, ob Facebook seriös ist oder nicht
Ja, Facebook hat eine riesige Anzahl von Skandalen hinter sich, und ganz sicher werden da noch viele weitere folgen. Das allerdings tut der Beliebtheit dieser Plattform keinen Abbruch. Kaum jemanden interessiert Ihre Meinung, dass Facebook nicht seriös ist. Denn trotzdem loggen sich noch immer viele Millionen Menschen in Deutschland jeden Tag auf der Plattform ein und konsumieren Inhalte – im Zweifel auch die Ihrer Wettbewerber.
Wenn ich dann nachhake, was genau denn an Facebook nicht seriös ist, kommen diese Gründe immer und immer wieder:
»Facebook ist verschwendete Zeit!«
Sätze wie diese höre ich vor allem von Unternehmern (es sind immer Männer), die nicht verstehen wollen, dass der Mensch nicht dauernd Produkte kaufen will, sondern ein fundamentales Grundbedürfnis nach Unterhaltung hat. Er will nicht die ganze Zeit Werbebotschaften empfangen, sondern sich mit seinen Freunden und Verwandten, Bekannten und Nachbarn vernetzen – mit Menschen, mit denen er sich verbunden fühlt.
Während also unser Unternehmer irrige Annahmen trifft (»Facebook ist nicht seriös, weil es da nur um irrelevante Unterhaltung geht!«) nutzen seine Wettbewerber die Plattform, um passgenaues Content Marketing zu betreiben und Inhalte auf Facebook zu veröffentlichen, die den Bedürfnissen der Facebook-Nutzerschaft entgegenkommen. Fragen Sie jetzt bitte nicht Was ist Content Marketing?
»Informationen auf Facebook sind nicht verifizierbar und bringen keinen Nutzen!«
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Facebook voller Falschinformationen, Fake News und Verschwörungserzählungen steckt. Der Punkt ist jedoch, dass nicht jeder Nutzer von Facebook damit überhaupt konfrontiert ist. Facebook funktioniert nun einmal so, dass Sie nur das angezeigt bekommen, was für Sie persönlich relevant ist. Was genau für Sie relevant zu sein scheint, ermittelt die Plattform durch den Facebook Feed Algorithmus (früher: Facebook Newsfeed Algorithmus). Damit die Annahmen zutreffen, die Facebook für Sie trifft, nutzt der Algorithmus Ihre an ihn abgesetzten Signale. Ihre Reaktionen, Kommentare, Shares, Video-Ansichten und vieles mehr bestimmen die Annahme darüber, was Sie angezeigt bekommen. Wenn Sie zufällig einmal eine Fake News sehen und damit interagieren, kann es durchaus sein, dass Sie mehr davon angezeigt bekommen
Aber hier kommt dann außerdem noch zum Tragen, wen Sie als Freund haben und welchen Seiten Sie eigentlich folgen. Wenn Sie also politische Spinner, religiöse Fanatiker, Klimaleugner, Pandemie-Skeptiker und Esoteriker in Ihrem Freundeskreis haben, wenn Sie sich in Homöopathie-Gruppen tummeln oder auch nur Boulevard-Zeitung folgen, dann werden Ihnen jede Menge Fehlinformationen präsentiert. Halten Sie jedoch eine gewisse Kontakt-Hygiene, werden Sie so gut wie nie mit derartigem Quatsch konfrontiert.
Abgesehen davon kann es Ihnen relativ egal sein, dass andere Quellen nicht verifizierbar sind und keinen Nutzen bringen – Ihr Job als Unternehmerin oder Unternehmer ist es ja, guten Inhalt zu veröffentlichen. Und gut bedeutet: verifizierbar und nützlich. Wenn Ihnen also Facebook nicht seriös genug ist, machen Sie es doch einfach mit Ihren Inhalten seriöser.
»Facebook hat keinen Nutzen für Unternehmen!«
Was dieser angebliche Grund mit Seriosität zu tun haben soll ist mir ein Rätsel, dennoch kommt es häufig. Wenn Facebook keinen Nutzen für Unternehmen hätte, dann wären wohl kaum Weltmarken wie Coca-Cola, Mercedes-Benz, Adidas oder die Deutsche Bank dort. Selbstverständlich hat Facebook einen Nutzen!
Einerseits können Unternehmen hier ihre Bekanntheit erhöhen. Sie können an ihrem Markenbild arbeiten. Sie können ihren Followern Produkte und Leistungen vorstellen. Sie können sie aber auch Personen präsentieren, die gar keine Follower ihrer Seite sind – sie können nämlich schlicht und ergreifend Anzeigen schalten, so wie Sie das auch aus der guten, alten Tageszeitung kennen.
Ein weiterer, immer wichtiger werdender Grund ist das sogenannte Employer Branding, also die Positionierung Ihres Unternehmens als attraktive Arbeitgebermarke. Die Kosten für Employer Branding auf Social Media sind nämlich vergleichsweise ziemlich niedrig, bringen aber gleichzeitig ziemlich viel – im Gegensatz zu Stellenanzeigen in der Tageszeitung.
Facebook ist nicht seriös? Von wegen. Da können Sie sehr seriöse Umsätze mit machen und auch auf sehr seriöse Art und Weise Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Ihr Unternehmen gewinnen.
»Ein paar Klicks von Facebook zu meiner Website bringen nichts!«
Stimmt schon: Von Facebook erhalte auch ich relativ wenige Klicks zu meiner Website. Nur etwa 2,5 Prozent des Traffics auf meine Seite gingen im Juli 2022 auf Facebook zurück. Aber diese Klicks sind ungleich wertvoller als die 79 Prozent, die von Google kommen – denn sie sind bereits vorqualifiziert: Jemand hat meinen Beitrag auf Facebook gesehen. Der Kontext, den ich ihm in meinem Beitrag gegeben habe, war für ihn offensichtlich so interessant, dass er dann den Link geklickt und auf mein Corporate Blog gelangt ist. Hier hat er sich dann ausführlich mit dem Text beschäftigen können.
Ein kleines Google-Snippet gibt einem Suchenden hingegen viel weniger Kontext als ein kompletter Facebook-Beitrag und führt entsprechend oft zu einer viel höheren Absprungrate. Sprich: Dieser eine Klick von Facebook könnte viel wertvoller als der typische Google-Klick sein.
»Meine Kunden sind gar nicht bei Facebook, weil es nicht seriös ist!«
Soso, lieber Unternehmer: Selbst für Ihre Kunden ist Facebook nicht seriös genug? Ihre Kunden sind nicht bei Facebook? Das halte ich – mit Verlaub! – für ein Gerücht.
2021 gab es in Deutschland 83,7 Millionen Einwohner (Quelle: Statistisches Bundesamt). Auf die kamen satte 32 Millionen aktive Facebook-Accounts. Also verfügen 38 Prozent aller Menschen, die in Deutschland leben, über einen aktiven Facebook-Account. Aktiv bedeutet, dass sich ein User mindestens einmal pro Monat bei der Plattform einloggt. 18 Millionen davon rufen Facebook mindestens einmal wöchentlich auf, und 10 Millionen sogar täglich (Quelle: KONTOR4). Es gibt natürlich noch viel mehr Facebook-Nutzer, die sich nicht einmal pro Monat, sondern vielleicht alle fünf oder sechs Wochen einmal einloggen. Wenn Sie diese Zahlen sehen, glauben Sie noch immer ernsthaft, dass Ihre Kunden nicht bei Facebook sind? Sofern Ihre Kunden nicht ausschließlich aus Menschen unterhalb von 20 Jahren besteht oder völlig vergreist ist, ist diese Annahme totaler Quatsch. In jeder Bevölkerungsschicht, mit jedem Bildungshintergrund: Überall wird Facebook genutzt – aus den unterschiedlichsten Gründen.
Facebook ist nicht seriös? Echt jetzt?
Facebook ist nicht seriös und darum auch keine Plattform für seriöse Unternehmen – das war die These zu Beginn dieses Textes. Was sollen nur meine Kunden denken, wenn ich bei Facebook bin? Aber mittlerweile haben Sie haben selbst gesehen: Viele Millionen Menschen nutzen die Plattform. Als Unternehmen können Sie ihnen Ihre Produkte und Leistungen präsentieren und auf sich aufmerksam machen, Sie können sich als attraktiven Arbeitgeber präsentieren und vieles mehr.
Wenn Sie eine Plattform wie Facebook für Ihre Online-Marketing-Aktivitäten wählen oder ausschließen wollen, müssen Sie immer Ihre Buyer Persona im Blick haben. Wenn Ihre Buyer Persona auf Facebook ist, Sie hier Ihre unternehmerischen Ziele verfolgen können und Sie ausreichend Ressourcen zur Verfügung haben, sollten auch Sie mit Ihrem Unternehmen dort sein. Denn es spielt keine Rolle, was Sie persönlich von der Plattform halten und ob Sie persönlich die Plattform mögen. Und das gilt nicht nur für Facebook, sondern selbstverständlich genauso für Instagram, Twitter, TikTok und jede beliebige andere Social-Media-Plattform.
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